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»JENA, Bakenberg. Ein Teilzeitrelikt.«


Die Insel Rügen bietet, hoch oben im Norden der ehemaligen DDR, nicht nur zahlreiche Hot Spots für Ferienhungrige, sie ist auch ein Tummelplatz der Zeit, wo manche Orte noch immer einen Hauch ihrer Epoche durch den Staub verschiedener Vergangenheiten abstrahlen. Nordwestlich auf der Halbinsel Wittow, die im Norden von den Leuchttürmen des rauen Kap Arkona überragt wird, tangiert einer der schönsten Strände der Insel entlang eines Hochuferweges das Erholungsgebiet Bakenberg. Der Horizont von Meer und Festland geht mit bizarren Windflüchtern in das Kiefernwäldchen des Bakenberges über, der früher ein wichtiger Ort für die Landmarken der Schifffahrt gewesen ist.
Von 1968-89 entstanden hier Erholungseinrichtungen von Betrieben aus Berlin, Sachsen und Thüringen. Eine davon ist das Feriendorf Jena mit eigener Ortstafel, früher der Universität gehörend und heute in privater, ausgesprochen ruhender Hand. Es besteht aus 38 schlichten DDR-Bungalows, die eingepackt in einem Kiefernwäldchen vor sich hin nostalgieren und trotz aller westlichen Einflüsse noch nicht ganz dahingeschmolzen sind.
Doch der Eindruck des DDR-Retro-Looks der achtziger Jahre trügt, denn alles hier ist wie es war, zu Füssen der stürmischen, zeitlosen Ostsee. In den Sommermonaten erwacht der Ort und erblüht mit den Farben der Urlauber, die unter einfachsten Bedingungen hier ihre Ferien verleben. Und so trotzt Jena, Bakenberg - wie in der Zeit verharrend - erfolgreich den Veränderungen des neuen Deutschlands, auch über fünfundzwanzig Jahre nach dem Mauerfall noch.
Toralf Sperschneider öffnet den Generationen, welche die letzten Jahre der DDR noch erlebt haben, ein foto-poetisches Fenster ins Plusquamperfekt und lässt in der Idylle des Verfalls Erinnerungen an grosse Sommerferien wach werden.