Speralfs Kleines Lyrikon

Titel: Speralfs Kleines Lyrikon
Untertitel: 77 Gedichte aus 7 Jahren
Autor: Toralf Sperschneider
Fotografien: Toralf Sperschneider (Cover/ Backprint)
Erschienen: 2012, Verlag Neue Literatur Jena

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Info/Inhalt: AUSVERKAUFT
Manchmal, wenn Emotionen ihre Fangarme ausstrecken, um mich zu packen, dann beginne ich aufzuschreiben. Was in den innerhalb von sieben Jahren (2005 - 2011) an lyrischem Allerlei in meiner Schreib-Werkstatt erdacht wurde, liegt hier in einem kleinen, bunten Bauchladen voller Verse vor – einer Sammlung enttonter Lieder, zu der jeder seine individuelle Melodie spielen kann.
Buchdeckel auf und Träume frei für „Speralfs kleines Lyrikon“!

Vertrieb: AUSVERKAUFT
Die gebundene Ausgabe (Softcover) ist als Taschenbuch unter der ISBN-Nummer 9783940085504 bei meinen Lesungen NUR NOCH IN EINZELEXEMPLAREN erhältlich. Eine ausgiebig erweiterte und überarbeitete Neuauflage liegt als neues Buch "Feuer auf meine Mühlen" bereit!


Ankunft

Gedämpfte Stille, Flockenpracht,
Der erste Schnee berührt das Land.
Wir jagen kraftvoll durch die Nacht.
Uns treibt der Wehen starke Hand.

Der Mutterschoß reift hoch zum Tor
Der Zukunft, und du kämpfst
Dich in die neue Welt empor,
Der du dein Leben schenkst.

Draußen fällt in Lichterkegeln
Der Himmel weiß herab.
Die Wehen straffen dir die Segel
Auf deiner Abnabelungsfahrt.

Du bringst geheimen Zauber mit,
Du strahlst magischen Glanz.
Fassungslos sind wir zu dritt,
Und Herz und Seele tanzt!

Flügel und Wurzeln haben wir
Für dich bereitgestellt.
Und leise haucht das Wintertier
Über die weiße Welt.

Bevor ich zu dir komm´

(Ein Kindertaufgebet)

Ich bin klein,
Mein Herz ist rein.
Soll nicht nur drin wohnen
Der Jesus allein.
Soll Platz sein für viele,
Für anderes mehr.
Ich wünsche mir Wärme
Und Liebe hierher.
Soll Raum sein für Eltern,
Familie und Träume,
Für Fehler, für Fairness
Und ehrliche Freunde.
Dann will ich beten
Zu Dir, lieber Herr,
Zu Blumen und Wäldern,
Zu Bergen und Meer.
Mein Herz soll für
Fast alles offen sein
Und stets gut gelüftet,
Nie stickig und klein.
Es soll mir helfen,
Mit Menschen zu gehen,
Die mit anderen Augen
Die Welt um mich sehen.
Oh, hilf mir auch,
Dinge zu unterscheiden,
Die zu ändern es wert sind
Oder belassen zu bleiben.
Halt fern mir von
Meiner Herzensschwelle
Den Neid und den Hass.
Und für alle Fälle
Gib mir die Kraft,
In Not zu bestehen
Und dann auch bei Dir
Ein Türlein zu sehen,
In das ich voll Hoffnung
Entfliehen kann,
Falls um mich der Wahn tobt.
Und wenn Du dann,
Lieber Jesus, all dies
In Dir vereinst,
Dann darf Deine Vielfalt
Mir Gast im Herzen sein.

Amen.

Dein Fernseher lügt

Gagarin flog,
Ein Wunder war geschehen,
Ins unendliche All.
Doch schien das größ’re Phänomen,
Dass diese Reise auf der Welt
Ein jeder konnte sehen.

Die Welt hat zu- und ferngeschaut,
Und das war in der Tat
Die unglaubliche Sensation
Im schwarz und weiß gemischten Bild
Des Fernsehapparats.

Und so begann
Das Zeitalter
Der Bildbeweglichkeit
Und schlug Zeitung und Funk weitab
Im Medienrennen um Wahrheit.

Die Raffinessen
Nahmen zu
Und wurden technisch ausgefeilt.
Und wer die Hand am Sender hielt,
Der hatte bald die Macht der Zeit.

Keine Paraden,
Große Reden vor jubilierenden Massen
Würden bald mehr nötig sein.
Warum man irgendwo ein Volk muss hassen,
Dringt nun ins letzte Kämmerlein.

Nachrichten
Als Puzzleteile.
Amputierte Wirklichkeit.
Der lange, dreiste Medienarm,
Der füttert uns mit blinder Sucht
Nach Hochglanz und endlosem Leid.

Mein Fernseher,
Der weiß, was ich
Wählen, brauchen, denken soll.
Er konkubiert mit Neugier, Neid
Und überzeugt gebärdenvoll.

Und alle liebe Nase lang,
Da feiert sich die Glotze selbst
Und schenkt sich tolle Preise.
Wir klatschen brav und laut und sind
Empfänger unbefleckterweise.

So baut
Der liebe, kleine Kasten,
Der Weste nicht, noch Wasser trübt,
Die Meinung und dein Bild der Welt
Unmerklich – und er lügt.

Er lügt,
Dass sich der Bildschirm biegt.
Drum beiß die Hand,
Die dich betrogen.
Vielleicht hat er mit Armstrongs Schritt
Der Menschheit schon gelogen.

Vielleicht zum allerersten Mal?
Was kümmert’s mich,
Wer weiß das schon?
Vierhundert Sender – nichts kommt dran
Im großen Bildverdummophon.

Und schaltet man
Dann endlich ab
Das Land der Mittelmäßigkeit,
Bleibt der Phantomschmerz einer Sucht,
Bis in die nächste Sendezeit.

Der Clown

Hinter dem Vorhang
Weint ein Clown
Mit lachendem Gesicht.
Er wartet lampenfiebermüde
Wie süchtig auf das Rampenlicht.

Die schwere, rote Show-Gardine
Spiegelt in der Träne sich,
Wenn sie zu ihren Ufern rennt,
Wird sie für einen Akt vereinen
Die Welten, die sie trennt.

Dann öffnet sich das Bühnentor,
Der nimmersatte Rachen.
Der Vorhang streift übers Parkett.
Das Publikum sitzt wie die Maus,
Gebannt, gelähmt vom Schlangenblick.

Und hinter seiner Menschenmaske
Schwitzt fiebernd jetzt das Clownsgesicht.
Der Schweiß tropft auf die Tränen ab,
Das Auge brennt, süchtiger Schmerz.
Denn Beifall macht nie satt.

Worte - wild, gewandt und schnell.
Akrobatik, bunte Bilder.
Das Show-Maul schnappt in blinder Gier.
Doch ist die Beute selber hungrig
Und ähnelt sehr dem Räubertier.

Sie stoßen zu, sie schlingen wild
Der Hydra lechzend’ Häupter.
Ihr Blick entrückt, der Hals verdreht.
Der Beifall tobt, die Masse brüllt.
Der Rausch der Droge bebt.

Sie brauchen und sie lieben sich
In siames’schen Träumen.
Es treibt die unstillbare Sucht
Sie in die Welt des anderen,
Auf endorphiner Flucht.

Da springt mit einem Satz der Clown
Hinab zu seinesgleichen.
Die Maske liegt am Bühnenrand
Und als der Vorhang langsam fällt,
Ist all das Tränennass verdampft.

Und stille ist es beiderseits
Des schweren, roten Stoffes.
Die Clowns zieh’n scherzend aus dem Saal.
Dies’ Mensch-Sein – wunderbar gespielt!
Welch bitter-süße Qual

Der Liebesbrief

Oh glühendes Herz, meine Sinne
Fluten, verdampfen nach dir.
Wie find ich die Formel der Liebe
Und bringe all dies zu Papier?

Oh Amor, du heißer Gefährte,
Komm, lenk mich und führ meine Hand.
Wenn ich all dies in mir nicht loswerd,
Verlier ich schon bald den Verstand.

Das zarte Fleisch jedes Gedanken
Versinkt voller Lust im Papier.
Du Brieflein, du mein Bote,
So fliege, so eile zu ihr.
Lass meine verzehrenden Worte
Der Mund für ihre Ohren sein.
So lege ich mutig in dich,
Was nie zu sagen ich wagte, hinein.

Fang sie, erob’re ihr Herz,
Dass beim Lesen die Lippe ihr bebt,
Und schmeichle mit kleinen Lügen,
Dass ihre Liebe zu Füßen mir liegt.

Oh bringe ihr jedes Sätzlein,
Getränkt in Rosenduft,
Und mein hier vergossenes Herzblut
Unterschreib ich mit den Lippen der Lust.

Der siebente Schleier

(Salomé. Eine Variation.) 

Es thront, im Wind von Judäas Bergen,
Der das Salz des Toten Meeres trägt,
Auf steinerner Woge die Festung Machaerus,
Ins Gold der Abendsonne gelegt.
Rings macht sich die Wüste zur Nacht bereit.
Über den Zinnen die Adler kreisen weit,
Erwarten des Mondes Glanz.

Die Schatten der Zedern werden schon länger
In Herodes’ lieblichem Garten.
Kandelaber lodern auf der Terrasse
Und Kerzen, die Nacht zu erwarten.
Die Säulenhalle liegt gar prächtig geschmückt,
Als die Stunde zum Abendmahle vorrückt,
Zum Wiegenfest des Tetrarchen.

Tief unter dem prunkvoll erleuchteten Saal
Begräbt der Fels einen Kerker.
In Ketten gelegt, harrt hier der Prophet,
Unzähmbarer Mahner und Täufer.
Es fürchtet der Vierfürst den Dorn im Auge,
Doch ihn zu töten, verbietet der Glaube.
Es drängt seine ruchlose Frau.

Der Gnomon ist längst im Schatten versunken.
Das Fest erleuchtet den Saal.
Offizieren, Priestern und Würdenträgern
Reichen die Sklaven das Mahl.
Der Wein fließt in Strömen, lockert die Kehlen,
Es wirbeln die Trommeln, Harfen und Flöten.
Die Zungen der Lust werden frei.

Mit Löwenstimme brüllt es unterdessen
Aus den Tiefen des Kerkers hervor,
Verspritzt wie Gift die vernichtenden Worte,
Erreicht wieder Herodias’ Ohr.
»Das ruchlose Weib, das den Bruder gefreit!«
Dem Täufer steh’n tausende Jünger zur Seit’.
Der Mann wird zur echten Gefahr!

Da verstummen Skythen wie Galiläer
Und Nubier mit einem Mal.
Still sind Samariter und Pharisäer,
Eine Jungfrau betritt den Saal.
Sie glänzt wie ein Abbild der Orchidee,
Die Prinzessin Judäas, bezaubernd schön.
Für Salomé hält man den Atem.

Begierig, starr sind die Blicke der Männer,
Herodes sieht sie mit Wollust an.
Sie gleitet geschmeidig durch Tisch und Bänke
Voll süßer Zartheit, edel und schlank.
»Tanze für mich, oh Bildnis der Lilie!«,
Ruft der Vierfürst voll lüsterner Triebe,
»Tanze für alles, was du verlangst!«

Salomé spürt ein Meer lechzender Augen,
Verneint, doch Herodes bleibt stur:
»Tanz und ich schwöre hier bei Gott und Krone,
Was du auch forderst, gehör’ dir nur!«
Die Schöne winkt rasch ihre Sklavin heran,
Sie lächelt gar listig den Flehenden an
Und lässt die Sandale sich lösen.

Es ertönen die Flöten und Krotalons,
Die Rhythmen der Tympana.
In sieben Schleiern entfacht sie den Tanz,
Versprüht ihre Funken – unsichtbar.
Sie tanzt in Ekstase, sie wirbelt umher,
Biegt hin sich nach allen Seiten und wer
Erbebte da nicht vor Begierde?

Sie tanzt und man seufzt in erotischen Träumen
Vor rasendem Liebesverlangen.
Es flattern die Schleier gleich Schmetterlingen,
In Wollust die Männer entflammen.
Und als der tosende Beifall verstummt,
Da fragt sie der Fürst: »Was wünscht du, mein Kind?«
Und es wird schaurige Stille.

»Ich wünsche«, spricht sie mit fester Stimme
Und flüstert: ›nicht ich ersann es.‹
»Ich wünsche auf einem silbern’ Tablett
Den Kopf des Täufers Johannes!«
Mit gespieltem Entsetzen Antipas spricht:
»Ich flehe dich an, Maid, verlange dies nicht!
Sonst alles, was du begehrst!

Ich geb dir Juwelen, Smaragd und Jade,
Aber nicht dieses Mannes Leben!«
»Du hast es geschworen«, entgegnet sie kalt,
»Dein Wort mir vor allen gegeben!«
Er nickt und er weiß, nun gibt es kein Zurück
Und skrupellos scheint Salomé da sein Blick.
Die Henker steigen hinab.

Ein fahler Schein Mondlicht fällt ins Verließ.
Die Klinge blitzt auf und schlägt nieder.
Der asketische Körper sinkt schwer hinab,
Dumpf hallt es im Mauerwerk wider.
Das Kamelfell liegt rot vom Blute durchnässt,
Als das Richtschwert wieder die Kehle verlässt.
Man reicht eine silberne Schale.

Im Thronsaal warten gespannte Gesichter
Wie Masken in tausend Spiegeln.
Grauenvoll sieht man des Täufers Haupt
Zwischen Resten des Gastmahls daliegen.
Und Salomé haucht zu Herodes hinüber:
»Wie du befohlen hast, ward, mein Gebieter,
der siebte Schleier sein Leichentuch.«

Die Brücken zu dir

Die Brücken zu dir sind abgebrannt,
Schon längst und lange her.
Bin um mein Leben einst gerannt.
Traut’ Aug’ und Ohr nicht mehr.

Die Flammen züngelten an meiner Haut.
Der Qualm nahm mir den Atem.
Hört’ hinter mir mächtige Pfeiler fallen,
Doch musst’ ich auf dich nicht warten.

Die Feuersbrunst fraß Stein und Balken,
Die unzerstörbar schienen.
Für dich wär ich hineingerannt,
Doch du stand’st sicher drüben.

Das Wasser deiner Augen war
Zu trocken, um zu löschen.
So nahm sich Mutter Zeit dem an,
Sie kann fast jeden trösten.

Die Brücken zu dir sind abgebrannt.
Ahnt keiner, in den Ruinen
Wie mühsam nur den Weg ich fand,
Den ich nicht wollte finden.

Die Funken fliegen nun nicht mehr.
Und Glut wurde zu Staub.
Doch teuflisch’ Leben blies einher
Durch manchen Windeshauch.

Und doch entsinne ich mich gern
Des ansehnlichen Bauwerkes.
Entstieg ich doch seiner Zerstörung
Mit Kraft und neuer Stärke.

Freud und Neid

»Penisneid, Penisneid!«
Machte sich in den Köpfen breit,
Als etwa neunzehnhundertacht
Herr Freud dies erstmals kundgemacht.
Verkündet’ wie kein anderer
Der alte Phallozentriker,
Wie doch die Minderwertigkeit der Frau
Ganz schlau zu untermauern sei.

Er sprach: »Die Penislosigkeit,
Das Defizit der Weiblichkeit,
Sei von nun an, per Expertise,
Ein Kern der Psychoanalyse.«
Nach anal, oral, zeigt’ er klar,
Dass Phase drei dann phallisch war.

Der anatome Unterschied
Für ihn beschränkte sich aufs Glied,
Mündete durch Naturgewalt
Im ödipalen Sachverhalt.
Nach ihm fühlt sich ein Mädchen schon
Als Opfer einer Kastration
Im zarten Alter von drei Jahren,
Derweil die Jungs Angst davor haben.
Obwohl mit drei kein Kindlein weiß,
Was »Kastration« überhaupt heißt.

Die Wissenschaft hat unverdaut
Sehr lange diesen Quatsch geglaubt.
Doch ich hab längstens schon durchschaut,
Was einst im Freud’schen Hirn gebraut:
Der Hintergrund war unbestritten
Doch einfach Siegmunds Neid auf


Die weibliche Brust.

Frühlingssucht

Frühling, Alter, komm und nimm
Die Dunkelheit von mir – dahin,
Wo sie nun einmal hingehört.
Ab in die Nacht, wo sie nicht stört!
Ich lieb ihn schon, den kalten Knecht,
Doch ist er mir nun nimmer recht.
Es ist genug der weißen Pracht,
Die jedes Jahr mir Freude macht.
Mach dich auf aus deinem Sarg
Und schenk uns einen langen Tag!
Jag endlich fort das Flockenpack,
Sonst setzt es Prügel nicht zu knapp
Mit der heißen Sonnenknute!
Nach der weißen Ebbe flute,
Überflute Wiesen, Fluren,
Hinterlasse deine Spuren.
Und vernichte weit und breit
Den Kastrat der Jahreszeit.
Schenk mir wieder meine Farben,
Lass mich nicht mehr länger darben
Um ein wenig Blütenpracht.
Hol mich aus der Winternacht!
Gib endlich die Stille frei
Und schlag den Klumpen Moll entzwei.
Vom Schnee verschluckte Töne.
Oh, wie ich sie verhöhne!
Hauch mir Lebensfutter in die Sinne
Mit deiner süßen, lüstern’ Stimme.
Ja, so atme ich süchtig ein
Den warmen Duft des Sonnenschein’.
Auf dass er mir verschafft den Glanz,
Des Frühlings wilden, bunten Tanz.

Goldene Zeit

Die Schwangerschaft, so wunderschön,
Ist, kühn geseh’n ein Phänomen.
Der Zyklus hinkt, der Eisprung fehlt –
Dies wird urinisch festgestellt.
Ein Farbumschlag, ein Kreuz, ein Balken,
Die Freude ist nicht mehr zu halten.
Der Test zeigt’s klar, man ist entzückt,
In Bälde wohnt hier jemand mit!
Nur sieht man davon gar noch nichts,
Doch die Hormone tummeln sich
Bereits in wildem Schlachtgetümmel
Und färben bunt den Stimmungshimmel.
Die Übelkeit wird übermütig,
Bis Woche zwölf dann auch recht stetig,
Und dreht den Magen ohnegleichen
Bis hin zum fahlen Kreidebleichen.
Fast lähmend wird die Müdigkeit,
Die Wade krampft, der Dickdarm streikt.
Und jeder Hügel, das steht fest,
Wird nach und nach zum Everest.
Das Schmecken schlägt aus allen Fugen,
Der Hering jagt die sauren Gurken.
Ist das mein Körper – lügt der Spiegel?
Das Kleid beweist’s wohl oder übel.
Man fühlt sich dick und breit und schwer,
Wird unbeweglich – nichts geht mehr!
Die Emotion schlägt wüste Wogen,
Die Träne fließt beim Meteorologen
Und andern simplen Nichtigkeiten.
Es brennt der Sod bei Kleinmahlzeiten.
Das Haar bleibt in der Bürste stecken.
Es schmerzen Rücken, Flanke, Becken.
Und fürs Gebiss, da gilt fortan:
Pro Schwangerschaft, da fällt ein Zahn.
Es schwellen Arme, Hände, Beine
Und manches Tröpfchen sucht alleine
Sich ungewollt den Weg ins Freie.
Die Kontinenz zeigt keine Reue.
Wohl aber die Vergesslichkeit
Dementia vertreibt die Zeit.
Gar streifig reißt die Haut am Bauch,
Das bleibt dann als Erinn’rung auch.
Die Schwangerschaft ist daher eben
Die allerschönste Zeit im Leben.
Die Attraktivität der Frau
Trägt nun sehr stolz den Bauch zur Schau.
Vorm Großereignis gibt’s allein
Doch ein gewisses Unwohlsein.
Nachdem die letzten Wehen pressen,
Ist all das Glück kaum zu ermessen.
Vergessen ist der ganze Kram,
Hält man den Schreihals dann im Arm.

Heut’ ist der Tag!

Nimm deine süßen Lippen
von meinem salzigen Mund
und lass dich hier nicht mehr blicken,
verschwinde
und
geh hin,
wo der Teufel wächst
oder scher dich zum Pfeffer
und zerstreu dich
in alle Winde.

Denn heut’ ist der Tag,
da wühle
ich in verlogener Erde
und baue ein schönes Grab,
auf dem ich lachen
und tanzen werde.
Denn mit einem Blick
in deine Augen
kann ich nicht mehr glauben,
dass ich mich
bei dir zu Hause fühle.

Kleine Menschen

Kleine Menschen, Menschenskinder,
Heulen sich lachend durch die Welt.
Kommunizier’n mit Emotionen –
Wie schwer uns das doch später fällt.

Kleine Menschen können nerven
Bis zum Schluss der Toleranz.
Doch wir lieben kleine Menschen,
Könn’ nicht anders – gar und ganz!

Kleine Menschen tanzen gerne,
Drehen sich, fahr’n Karussell.
Singen falsch in höchsten Tönen
Bei maximalen Dezibel.

Kleine Menschen haben etwas,
Etwas, das sehr glücklich macht.
Obwohl sie alle Kräfte rauben,
Haben wir selten so gelacht.

Kleine Menschen träumen manchmal,
Endlich richtig groß zu sein!
Und wir Großen wären gerne
Unbeschwert – und wieder klein.

Nur ein Hauch

Du hauchst einen Kuss
In deine Hand.
Deine Augen blitzen vor Glück.
Du winkst
Und der Kuss fliegt unbemannt,
Mein Mund empfängt ihn verzückt.

Schnell hebe ich
Die Hand an den Mund,
Auf dass mir dein Kuss nicht entfliehe.
Oh, was
würd ich geben, in dieser Stund’
An deinen Lippen zu liegen.

Schönheit

Schönheit trägt gar weichen Pelz,
Der schillert, in Verlockungen.
Vertrautheit säuselt sie dir ein,
Macht weich dich, voll Erwartungen.

Doch wenn sie dich erobert hat,
In Stolz und Eitelkeit,
Springt unterm Pelz der Wolf hervor
Und beißt dein Herz entzwei.

Stuhlprobleme

(Ein Hohelied auf die Schweizer Volkspartei)

Hinter dem grünen Wiesengrund
Geht grinsend eine Sonne auf,
Mit »Schweizer Qualität« geflaggt
Und weißen Lettern drauf.

Die schöne Schweiz hat ein Problem,
Ein Stuhlproblem, könnte man meinen.
Denn jene weißen Buchstaben
Sollten doch braun erscheinen.

So braun wie einst vor siebzig Jahren
Ideen deutscher Uniformisten,
Gebärd’n sich diese Eidgenossen
Als neobraune Volksfaschisten.

Der Blocherbande sollte man,
Mit ihren Hetzparolen
Und zu viel Macht im Bundesrat,
Den Hintern mal versohlen.

Sie kleben ganze Straßenzüge,
Das ist nicht zu verzeihen,
Mit ihren Exkrementen zu
Und braunen Schweinereien.

Von schwarzen Schafen, Ivan S.
Zu deutschem Filz und Minaretten
Polarisier’n die Populisten
Die Welt, die sie gern hätten.

Wie Marionetten tanzen sie,
Gelenkt an langen Schnüren,
An denen große Gelder ziehen,
Die sie zum Hass verführen.

Großmäulig und so arrogant,
Mit wenig in der Birne,
Die liebe gute Volkspartei
Vergiftet Schweizer Hirne.

Fäkalrhetorik, plakativ.
Ich halt es nicht mehr aus.
So schmeiß doch, liebes Schweizer Volk,
Die braunen Schafe raus!